Der 1. Weltkrieg bedeutet für das gesamte studentische Leben eine gewaltige Zäsur. Studenten und Professoren rückten freiwillig zum Kriegsdienst ein (20 % von ihnen blieben am Feld). Das Ende des Krieges bedingte einen sprunghaften Anstieg der Studentenzahlen. Geprägt von der Kameradschaft an der Front überwanden die verschiedenen Lager die tiefen Klüfte. 1928 stellte den absoluten Höhepunkt des Korporationswesen dar. Für die Pennalien brachte das Ende des Krieges endlich die Koalitionsfreiheit. Es entstanden unzählige Korporationen. Doch die politischen Probleme der Zeit machten keinen Halt. Nach der Weltwirtschaftskrise, ausgelöst durch den als schwarzer Freitag in die Geschichte eingegangen Börsencrash am 25 .Oktober 1929 in New York, gewann der Nationalsozialismus in Deutschland immer mehr an Bedeutung. Für die NSDAP durfte es keine andere Organisation als die von der Partei kontrollierten Verbände geben und so mussten auch die Couleurstudenten damit rechnen, dass sie über kurz oder lang verboten werden würden. Sie versuchten zwar durch Annahme des Führerprinzips unter Aussetzung der Demokratie sich den Wünschen der Machthaber anzupassen, aber auch das konnte nicht verhindern, dass die von Oben auferlegten Sanktionen zu einem Niedergang der Korporationen führten und die Studenten in den Nationalsozialistischen Studentenbund wanderten. 1933 kam es zur Absplitterung der österreichischen CV-Verbindungen unter Gründung des ÖCV, da es zu unzumutbaren politischen Forderungen gekommen war. Aber nicht nur die Österreicher spalteten sich ab, sondern auch die Sudetendeutschen, die den SCV gründeten. Obwohl alle Verbindungen untersagt waren, zuerst in Deutschland und dann nach dem Anschluss auch in Österreich, kam es doch zu einem Verbindungsbetrieb. So wurde 1940 sogar eine CV-Verbindung mit dem Namen Alpinia Innsbruck gegründet. Es gibt eine erhaltene schriftliche Vereinbarung von Corps aus Leipzig Tübingen und Würzburg, die eine Zusammenarbeit belegt.
Mit Ende des II. Weltkrieges, kam es alsbald zur Reaktivierung unzähliger Verbindungen. Doch versuchten viele Universitäten in Deutschland das Couleurstudententum im Keim zu ersticken, da man eine neue Tradition von den Studenten erwartet, wie der damalige deutsche Bundespräsident Theodor Heuss es formulierte. So war es Jahre lang an diversen deutschen Universitäten verboten, in Couleur zu Veranstaltungen zu erscheinen. Auch in Österreich war die Reaktivierung vieler Verbindungen nicht so leicht, obwohl MKV und ÖCV wie keine anderen Verbände gegen den Nationalsozialismus Stellung genommen haben. Es kam unter der Herrschaft des Nationalsozialismus zur Gründung der Wiederstandsbewegung "Standarte 105". 105 bedeutet in der Übersetzung CV, wenn man es als römische Zahl betrachtet. Schon deswegen waren die Reaktivierungen der Verbindungen nicht leicht, weil der Unterrichtsminister der damaligen Zeit ein Kommunist war.
Mit 1968 tritt uns dann eine weitere entscheidende Zäsur im Couleurstudententum entgegen. Die Probleme einer zu konservativen Zeit und die weltpolitischen Entwicklungen (Vietnam) explodierten und die Studenten zogen auf die Straßen um gegen diese Weltordnung zu protestieren. In Deutschland entsteht zur großen Koalition die APO, die Außerparlamentarische Opposition und in China setzt die Kulturrevolution ein. Die Kritik der Massen richtet sich gegen das Kapital und Establishment und die neue Linke erfreute sich einer Hochkonjunktur.
Der ganzen Entwicklung der 68er Bewegung standen die Korporationen fassungs- und tatenlos gegenüber oder waren durch interne Streitigkeiten vollauf beschäftigt. So nahm die Zahl der Korporierten unter den Studenten gewaltig ab. Diese neue Weltanschauung führte auch zu verstärkten Konflikten zwischen den "Linken" und den Couleurstudenten. 1994 beim Freiheitskommers der national-freiheitlichen Korporationen in Innsbruck kam es zu Ausschreitungen mit Demonstranten. Polizeieinheiten mussten sogar zum Schutz von Verbindungshäusern abgestellt werden. Es kamen damals Demonstranten aus Deutschland und aus Italien nur um das "Nazitreffen" zu verhindern. Bezeichnend an diesen Gruppierungen ist, dass ein derartiger Freiheitskommers 10 Jahre vorher schon stattgefunden hat und damals keine "Neue Linke" zum Kampf gegen die "Nazis" gekommen ist.
Zum Schluss möchte ich noch auf die Entwicklung der Damenverbindungen eingehen. Betrug im Jahre 1914 der Anteil der Damen an den Universitäten noch durchschnittlich 3 Prozent und 1931 immerhin schon 16 Prozent, so sind heute in vielen Studienrichtungen schon über 50 Prozent Frauen.
Vor dem II. Weltkrieg bestanden zahlreiche Studentinnenverbindungen in verschiedene Richtungen. Doch mit 1938 war ihre Existenz beendet und es wurden direkt nach dem Krieg keine reaktiviert.
Der erste Verband, der die Aufnahme von Damen gestattet hatte, war der Schweizer Studentenverein 1968. Die erste Studentenverbindung nach dem II. Weltkrieg war die Danubia Krems 1973. Sie erlosch zwar 1980 wieder, doch war sie bespielgebend. Die so entstandenen Verbindungen schlossen sich im VfM (Verband farbentragender Mädchen für Mittelschülerinnen) und im VCS (Vereinigung christlicher farbentragender Studentinnen) zusammen.